Nadja Brodzina

Coaching aus Leidenschaft - diskret, vertrauensvoll, effektiv

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Monat: Juli 2023

Wir sind so unterschiedlich, kann das funktionieren?

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Gegensätze ziehen sich an“, “Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Was glaubt man nun? Was ist ideal für eine intakte Beziehung? Es gibt viele Mythen im Bezug auf die Frage, wieviel Unterschied gut ist und in welchen Bereichen Partner möglichst gleich ticken sollten. In diesem Beitrag möchte ich mit dem einen oder anderen Mythos aufräumen und erläutern, worum es in einer Beziehung wirklich geht.

Grundsätzlich gilt nichts als falsch. Es kann beides funktionieren, wenn man weiß, wie man damit umgehen kann. Unterschiede festzustellen und zu hoffen, dass sich alles findet, ist ein Fehler, den viele Paare machen. Daher Tipp 1: beim Kennenlernen schon relevante Themen abklopfen und auch unangenehmen Themen nicht aus dem Weg gehen. Gerade zu Beginn des Kennenlernens, die Schmetterlinge fliegen, die rosarote Brille sitzt und nichts und niemand kann unsere Laune trüben. Das ist toll und so soll es auch sein. Dennoch zahlt es sich aus über Themen wie, Kinderwunsch, Bildung, kulturelle Hintergründe und auch den sozialen Status zu sprechen. Über unterschiedliche Vorstellungen der Wandfarbe kann man hinweg kommen. Über unterschiedliche Vorstellungen von Familienplanung, unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten und unterschiedliche Auffassung von sozialem Gefüge, kann die Beziehung ins Wanken geraten, wenn man nicht frühzeitig in den Austausch geht.

Gleiche Interessen sind kein Garant für irgendwas…

Was ein weit verbreiteter Glaube ist, ist das eine Beziehung nur funktionieren kann, wenn beide Partner gleiche oder ähnliche Interessen haben. Da lege ich allerdings ein Veto ein und sage: meine tägliche Arbeit mit Paaren und Familien beweist das Gegenteil. Natürlich ist es schön, wenn man gemeinsam gerne wandern geht oder Rad fährt. Wenn beide gerne ins Kino gehen, lassen sich tolle Abende gemeinsam gestalten. Was aber wenn für einen der Partner ein Hobby nicht mehr auszuüben ist oder sich die Interessen verschieben? Scheitert dann auch die Beziehung, weil der andere an den Hobbys festhält und dann alleine los zieht?- Leider (oft) Ja! Denn viele bauen darauf, dass die gemeinsamen Interessen die Beziehung ausmachen. Die Ernüchterung ist dann groß und die Trennung scheint der einzige Weg zu sein. Deshalb sage ich: lieber unterschiedliche Interessen haben und Wege finden sich zu ergänzen, als auf die Radtouren zu setzen und am Ende enttäuscht zu sein, wenn es sich verändert. Tipp 2: Jeder geht seinem Hobby nach, gemeinsame Interessen werden gefunden und für den Rest begeistert man sich gegenseitig und/ oder unterstützt den anderen bei der Erfüllung seiner Wünsche und beim Ausüben seines Hobbys. Natürlich sollte hier hinterfragt werden, ob das Hobby eventuell Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zulässt und kommt man damit dann zurecht. Ist das Hobby unter Umständen sehr kostspielig und könnte sich auf die gemeinsame Haushaltskasse auswirken? Dann muss jeder für sich entscheiden, ob das vereinbar ist, mit der Vorstellung von der Zukunft- ganz klar! Aber nicht jeder Gegensatz ist schlecht und nicht die Gemeinsamkeiten sind die grundsätzliche Basis für eine Beziehung.

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Wie sich Synergien bilden können

Auf jeden Fall sollte man sich auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren, dann lässt sich auch der eine oder andere Unterschied leichter überbrücken – mein Tipp 3!

Vertraut fühlen wir uns, wenn der Partner einen ähnlichen Umgang mit Emotionen hat, einen ähnlichen Kommunikationsstil hat und vergleichbare Lebensziele anstrebt. Das mindert das Konfliktpotenzial und macht das tägliche Aushandeln von Kompromissen sehr viel leichter und angenehmer. Und nur, wenn dies funktioniert, haben Partner langfristig das Gefühl, ihre Beziehung ist es wert in sie zu investieren. Unterschiede frustrieren, sie stellen die Frage: Lohnt es sich überhaupt, immer wieder mit dem Partner um Unterschiede zu ringen? Dadurch verschwindet der Optimismus, den jede Partnerschaft benötigt. Emotionen gehen über diesen ständigen “Kampf“ auch verloren und was bleibt ist die traurige Feststellung: “wir sind zu unterschiedlich, wir passen nicht zueinander“. Deshalb solltet ihr den Fokus auf die gemeinsamen Interessen, Vorstellungen, Reiseziele, Hobbys etc. legen. Je offener ihr seid, für das, was euch verbindet, was euch ausmacht umso leichter wird es Unterschiede zu akzeptieren und eure Gegensätze ergänzend zu nutzen. Und auch hier gilt, immer ehrlich zu sich selbst zu sein. Nicht um jeden Preis müssen Gemeinsamkeiten zusammenhalten.

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Damit eine Beziehung dauerhaft funktioniert, braucht es mehr als gemeinsame Hobbys oder ähnliche Interessen. Wir müssen das Gefühl haben, mit dem anderen so sein zu können, wie wir sind. Wir sollten das Gefühl haben, dass unsere Fehler uns genauso wertvoll machen wie unsere guten Seiten. Und diese Einstellung ist keine Einbahnstraße! Unsere Emotionen müssen ernst genommen werden, zuerst von uns selbst- dann vom Partner. Geben wir uns das, was wir benötigen um glücklich zu sein, dann kann eine Beziehung gedeihen und zu großartigem heranwachsen. Eine Beziehung ist kein Battlefield auf dem der Stärkere, schlauere (was auch immer) gewinnt, mein 4. und letzter Tipp!

Gegensätze ziehen sich an. Aber Liebe wird daraus nur, wenn sie sich ergänzen! -Ernst Reinhardt-

Euer Coach Nadja

Wenn Nähe Distanz schafft

Wenn der Wunsch nach Nähe zur Distanz wird!

Wenn es um Beziehungen geht, haben wir Menschen, als soziale Wesen, zwei Grundbedürfnisse: das Bedürfnis nach Nähe zu uns selbst sowie das Bedürfnis nach Liebe und Bindung zu anderen. Das klingt erstmal einfach. Kompliziert wird es jedoch, wenn die Beziehungspartner ein unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe und Distanz haben, und womöglich ein Partner das starke Bedürfnis nach Kontrolle über den anderen hat. In beiden Fällen spricht man von einem Nähe-Distanz-Problem.

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Bindung innerhalb von menschlichen Beziehungen ist einem stetigen Wandel ausgesetzt. Verschiedene Faktoren können das Bedürfnis nach Nähe und Distanz beeinflussen. Diverse Stressfaktoren können die Dynamik in dem Nähe – Distanz Verhältnis in eine positive, aber auch in eine negative Richtung beeinflussen. Manche Menschen suchen die Nähe, wenn es stressig wird, andere gehen in solchen Phasen auf Distanz. Die Waage immer ausgeglichen zu halten, ist schwierig. Besonders herausfordernd ist es, wenn beide Partner von Grund auf unterschiedliche Bedürfnisse diesbezüglich haben. Das sollte unbedingt zu Beginn einer Beziehung kommuniziert werden. Aber woher kommt unser Bedürfnis nach Nähe oder Distanz und wie gehen wir richtig damit um?

Zurück in die Kindheit

Unsere Kindheit zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Logisch! In allen Bereichen spiegeln sich Erfahrungen aus unserer frühsten Lebenszeit wieder. Das kann sowohl positiv als auch negativ sein. Nahezu jedes Kind hat erlebt, dass das eine oder andere Bedürfnis defizitär oder gar nicht erfüllt wurde. Nicht alles wird zum Problem. Die Bindungserfahrung allerdings kann sehr wohl zu einem Problem werden.

Wenn z.B. der Wunsch nach Nähe missachtet wird, kann das Gefühl von Verlassenheit und Einsamkeit entstehen. Wenn der Wunsch nach Distanz missachtet wird, kann das Gefühl von Vereinnahmung und Kontrolle entstehen. Diese Erfahrungen münden in Ängste und manchmal sogar in Persönlichkeitsstörungen, die uns lebenslang – meist unterbewusst – begleiten. Hatten wir in der Kindheit oft das Gefühl, verlassen zu sein, dann werden wir in Liebesbeziehungen eher zur klammernden Person. Andersherum suchen Menschen, die als Kind stark vereinnahmt und bevormundet wurden, mehr Freiraum in Liebesangelegenheiten. Das ist eine häufige Beobachtung, gilt aber nicht für jeden Einzelnen. Natürlich müssen individuelle Faktoren betrachtet werden und so kann es sein, dass ein Mensch, der nie Nähe oder engere Bindung erfahren hat, diese auch in der Beziehung nicht zulassen kann und möchte. Also nicht jeder entwickelt aus dieser Kindheitserfahrung ein Nähebedürfnis. Auch vorausgegangene Partnerschaften haben Einfluss auf unser Nähe-Distanz-Verhalten in neuen Beziehungen. Wurden wir in einer vergangenen Beziehung stark eingeengt, suchen wir in neuen Liebesbeziehungen nach Freiraum. Hat man uns betrogen oder belogen, ist die Angst vor Verlust größer – wir sehnen uns deshalb nach Nähe. Alle unsere Erfahrungen sind in unserem Emotionsgedächtnis gespeichert und haben Einfluss auf unser Bindungsverhalten und werden durch andere Faktoren weiter beeinflusst.

Wenn einer die Kontrolle hat

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Ich möchte einen kurzen Absatz zum Thema Kontrolle einfügen. Denn das Gefühl Kontrolle haben zu wollen über den anderen kann das Nähe-Distanz-Verhalten empfindlich beeinflussen und dabei selten zum Positiven. Ist also zu Beginn der Beziehung das Verhältnis in einem gesunden Maße vorhanden, kann ein Kontrollzwang / -wahn dieses aus dem Gleichgewicht bringen. Ist das Nähe-Distanz-Verhalten schon leicht unausgeglichen und einer versucht sich etwas mehr Distanz zu schaffen, was hier erstmal positiv zu bewerten ist, kann das zu sehr viel mehr Distanz führen als gewünscht ist. Versucht einer der beiden mehr Nähe zuzulassen und wird dabei torpediert durch Kontrolle und Bewertung, kann das ebenfalls die Distanzaffinität erhöhen. Also die Kontrolle haben zu wollen oder behalten zu wollen, führt in den seltensten Fällen zu einer positiven Veränderung in der Beziehung!

Gehört Distanz in eine Beziehung?

Unbedingt! Dass wir in einer Beziehung mit unserem Partner oder unserer Partnerin eine Symbiose eingehen müssen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Natürlich ist es wichtig, sich zu beflügeln, zu ergänzen, miteinander Großes zu schaffen. Und ja, es dürfen und “sollen“ gemeinsame Hobbys und Freunde gefunden werden. Eine Partnerschaft besteht aber nicht ausschließlich aus physischer und psychischer Nähe. Auch wenn wir eine Liebesbeziehung eingehen, bleiben wir ein Individuum. Ein autonom lebendes Wesen mit “eigenen“ Kontakten, Hobbys, Meinungen und Gedanken. Mit psychischer Nähe geht immer auch die psychische Distanz einher. So stellen wir unsere persönliche Weiterentwicklung und Verwirklichung sicher. Denn das ist doch die wahre Magie der Liebe: Dass wir individuelle Menschen sind, aber trotzdem ein gemeinsames Leben führen können. Am Ende ist es die Distanz, die Nähe schafft!

Die Lösung für das Problem

Es gibt nicht die eine Lösung! Die Ansatzpunkte sind vielfältig und sind stark von den jeweiligen Charakteren abhängig. Das Allerwichtigste ist, sich keine Vorwürfe zu machen. Schuldzuweisungen sind bei diesem Thema unangebracht. Jeder handelt aufgrund seines unsichtbaren Rucksacks auf dem Rücken.

ACHTUNG!! Die Beziehung / Ehe retten zu wollen, ist für die meisten das Ziel. Es ist richtig und wichtig, nicht gleich aufzugeben, wenn es mal hakt. Ganz im Gegenteil: Es zeugt von Mut und Reflektion, sich Problemen zu stellen. Doch manchmal müssen wir einsehen, dass es uns nur noch unglücklicher macht, an einer Beziehung festzuhalten. Die wahre Liebe muss nicht für immer sein, und Trennungen sind kein Zeichen von Versagen. Loslassen ist schwer und ruft Liebeskummer hervor. Wir fühlen uns schuldig! Aber Loslassen macht auch Platz für Neues – für beide!

4 To Dos, um das Nähe-Distanz-Verhältnis zu verbessern

  1. keine Vorwürfe, sondern offene, respektvolle Kommunikation über die eigenen Gefühle und Ängste
  2. reflektiere dich selbst. Woher kommen Ängste, wie kannst du deine Bedürfnisse selbst befriedigen, sodass du nicht in die emotionale Abhängigkeit gerätst
  3. entwickelt gemeinsam Routinen in Form von Aktivitäten und Hobbys, um Berührungsängste abzubauen und festzustellen, dass (Ver-)Bindung etwas schönes sein kann
  4. nehmt euch externe Hilfe, durch Coaches / Berater, damit ihr Ursache und Traumata auflösen könnt und gemeinsam daran arbeiten könnt, euer Nähe-Distanz-Verhalten anzupassen.

Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Sinn geben! -Wilhelm von Humboldt-

Euer Coach Nadja