Die Macht der Frage wird vor allem in der Selbstreflexion sehr häufig unterschätzt. Fragen sind ein starkes Werkzeug, um sich und sein Handeln zu hinterfragen und neue Handlungsoptionen für die Zukunft zu entwickeln. Dabei können Fragen jedoch nicht nur hilfreich, sondern auch hinderlich sein.

Warum wurde ich schon wieder bei der Beförderung übergangen? Warum hat mich mein Partner betrogen? Warum haben meine Freunde nie Zeit für mich? Warum haben immer nur die Anderen Glück?

Hast du dir schon einmal so eine Frage gestellt? Dann hast du sicherlich auch bemerkt, dass dich diese Frage nicht wirklich weitergebracht hat und du der Lösung des Problems keinen Schritt nähergekommen bist.

Die hier beispielhaft genannten Fragen sind schlechte Fragen, eben genau aus dem Grund, dass sie uns im Kreis drehen lassen und uns nicht weiterbringen. Doch was kennzeichnet eine schlechte Frage und was macht dann eine gute Frage aus?

Von guten und von schlechten Fragen

Wenn wir Reflektieren neigen wir dazu – in der Regel völlig unbewusst – Fragen nicht wirklich an uns selbst zu stellen, sondern ans „Außen“. Und dann wundern wir uns, warum wir keine Antwort bekommen.

Dies ist der unbewusste Versuch, den Grund für eine Situation bei unseren Mitmenschen zu suchen und die Lösung in der Veränderung der Welt zu sehen.

Antworten auf die Fragen, die uns und unser Leben betreffen, können auch nur aus uns herauskommen. Anstelle der eingangs genannten Fragen wäre folgende Fragestellung erheblich zielführender:

  • Was kann ich tun, damit mein Chef mich befördert?
  • Warum lasse ich mich von meinem Partner betrügen?
  • Was kann ich tun, damit meine Freunde gerne Zeit mit mir verbringen?
  • Was bedeutet für mich „Glück“?

Wie Fragen zu einem hilfreichen Werkzeug werden

Antworten auf diese Fragen decken nicht befriedigte Grundbedürfnisse oder hinderliche Glaubenssätze auf.

Ein Beispiel: Klaus wird immer wieder von seiner Partnerin betrogen. Er stellt sich nun die oben genannte Frage „Warum lasse ich mich von meiner Partnerin betrügen?“. Im darauffolgenden Denkprozess ergründet Klaus, dass er in seinem tiefsten Innern glaubt, er habe es nicht anders verdient. Mit dieser Erkenntnis kann er nur anfangen zu ergründen, weshalb er so denkt, und anschließend Argumente sammeln, die diesen hinderlichen Glaubenssatz widerlegen. Wenn Klaus also verstanden hat, dass er es wert ist und jedes Recht hat, die Treue seiner Partnerin einzufordern, wird er fortan nicht mehr akzeptieren, betrogen zu werden.

Gute Fragen an sich selbst starten also einen Prozess zur Veränderung des Blickes auf sich selbst. Das führt oftmals geradewegs zur Lösung des eigentlichen Problems.

Achtsamkeit trainieren

Wenn wir üben, die richtigen Fragen ans uns selbst zu stellen, trainieren wir automatisch unsere Achtsamkeit. Wir lernen, den Fokus auf uns zu lenken, und es wird uns immer besser gelingen, Einfluss auf uns und nicht auf das Außen zu nehmen. Wir können nicht jede unangenehme Situation verändern, aber wir können verändern, wie wir damit umgehen.

Wir lernen, dass wir allein durch unsere Persönlichkeit Dinge bewegen können, die uns zu einem positiveren und vollkommeneren Leben führen.

Tipps für das richtige Fragenstellen

So gelingt es dir, Fragen zu stellen, die dich wirklich weiterbringen:

  • Stelle die Frage immer an dich selbst. Beispiel: Warum sollte ich…? Wie habe ich mich dabei gefühlt? Was kann ich verändern?
  • Stelle die Frage zu einem konkreten Thema
  • Befrage die Zukunft, nicht die Vergangenheit
  • Frage dich im Vorfeld, was du dir von Beantwortung der Frage versprichst
  • Keine Angst vor der Antwort!

Fazit: Alles eine Frage der Definition

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir immer nur uns selbst verändern können und es uns nicht weiterbringt, zu versuchen, die Welt zu verändern. Wir werden im Außen keine Antwort auf Fragen finden, die unser Innerstes betreffen. Die Antwort liegt in uns, wir müssen nur den Mut haben uns die dazu passende Frage zu stellen.

Schaut Euch den Beitrag, bei Rauszeit im Kopf an.