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Ich stelle meinen Klienten dann die Frage :“was möchtest du denn tun“?

Die Antworten, die ich dann oft bekomme, sind auf jeden Fall nachvollziehbar. Ich will ihm alles wegnehmen“ oder „Ich werde alles tun, damit es ihm so schlecht geht wie mir“ oder “ “ich gönne ihm nichts“. Aber sind das sinnvolle Antworten? Führt das wirklich zum Ziel? Und was ist überhaupt das Ziel nach der Trennung? Fakt ist: Nach einer Trennung kann man oft nicht an etwas Positives denken und schon gar nicht daran, dass es einem bald wieder besser gehen wird. Man hat das Gefühl, dass das Leben vorbei ist. Oft ist das Gefühl geprägt von Existenzängsten, weil in der Beziehung/ Ehe Abhängigkeiten entstanden sind, die einen nun hilflos wirken lassen. Emotionale, finanzielle, familiäre Abhängigkeit. Insbesondere wenn Kinder und gemeinsam finanzierte Objekte da sind, ist die Ungewissheit groß, ob und wie es weitergehen kann. Natürlich ist es nicht ratsam in eine Beziehung zu gehen und den Gedanken zu haben, dass man bald wieder auseinander geht. Niemand heiratet mit dem Gedanken in einem Jahr alleine dazustehen. Und Emanzipation ist für mich ein Wort, dass nicht nur für Frauen gilt. Auch, wenn es oft in diesem Kontext verwendet wird, dass insbesondere Frauen abhängig sind. Deshalb bin ich der Meinung, dass niemand eine Beziehung eingehen sollte, um in irgendeiner Art und Weise besser dran zu sein als alleine. Miete teilen, Finanzierung alleine nicht möglich, Kind alleine auch blöd, Auto alleine zu teuer. Das führt logischerweise zu Abhängigkeiten und bei einer Trennung zu Problemen. Deshalb sollten beide Partner vorher gut und solide alleine zurechtkommen, dann gibt es keine Existenzängste und auch nicht die Frage: „Bleiben wir zusammen, dann ist es leichter“. Aber ja, zu Zweit kann das Leben schöner sein und vieles auch leichter! Das ist auch gut so.

Von den Dingen, die geregelt werden müssen, wie z.B. Vermögens- und Güteraufteilung, Sorgerecht und andere monetäre Angelegenheiten, lasse ich an dieser Stelle mal die Finger. Das ist etwas für Juristen 😉 In diesem Artikel soll es um die emotionalen, psychologischen Aspekte gehen und darum, was man auf keinen Fall tun sollte.

Tue das besser nicht

Wenn wir uns auf eine Beziehung einlassen, müssen wir immer damit rechnen, dass diese einmal endet. Der Partner hat natürlich das Recht sich zu trennen, genauso wie wir das auch dürfen. Du solltest nicht hingehen und sofort damit beginnen, dich anzuklagen oder sogar vor deinem Ex- Partner selbst runterzuputzen. “es tut mir leid, ich weiß, ich habe viel falsch gemacht“. Bitte geh nicht “ich mache in Zukunft alles besser“. “Gib mir noch eine Chance, alles wider gut zu machen“. In dem Moment, wo du dich selbst klein machst und anklagst, läufst du Gefahr bei deinem Ex Partner Mitleid zu erregen und das wird nicht die Emotion sein, die du gerne auslösen möchtest. Letztlich möchtest du dich geliebt und geschätzt fühlen. Oder? Mitleid ist keine Basis für eine solide Liebesbeziehung. Stattdessen akzeptiere die Entscheidung und gewinne Abstand, um auch dir selbst nicht zu schaden bzw. für dich herauszufinden, ob es dir damit nicht auch besser gehen wird. Wurde dir vielleicht auch die Entscheidung abgenommen, vor der du Angst hattest?

Genauso schlecht ist es, in das Gegenteil zu rutschen und Schuldzuweisungen und Vorwürfe zu verteilen. Wem du die Schuld gibst, dem gibst du Macht. Stehe zu deinem Anteil und sei dir bewusst, dass niemand fehlerfrei ist und manche Menschen, auf lange Sicht einfach nicht zusammenpassen. Dein Partner ist kein schlechter Mensch, nur weil er gerade erkannt hat, dass er nicht mit dir zusammen sein möchte. Auch er darf auf sich achten und feststellen, was gut für ihn ist.

Darum handle nicht unüberlegt. Natürlich ist es erst einmal ein Schock und es tut weh und du fühlst dich allein. Du darfst traurig sein. Du darfst es nicht verstehen und verzweifelt sein. Aber du darfst nicht den Fehler machen, aus blinder Wut zu handeln. Du musst mit deinen Entscheidungen ein Leben lang leben können. In der Emotion handeln wir nie objektiv und das kann uns am Ende zum Nachteil gereichen. Alles was du in dieser Situation tust, hat eine Konsequenz und diese kann sehr weitreichend sein. Frage dich also immer: Ist es das, was du tief in deinem Inneren wirklich willst? Willst du dich jetzt wirklich rächen und kannst du damit in den Spiegel schauen? Du sollst bekommen, was dir zusteht, aber alles, was du darüber hinaus vortäuschst, einfädelst oder trickst, wird zum Bumerang! Aus eigener Erfahrung weiß ich:

“Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht“. -Friedrich von Logaus –

Ist die Trennung endgültig ausgesprochen, beginne nicht sofort mit der Aufarbeitung. Vermeide Äußerungen mit Verbesserungsvorschlägen oder Ideen, weshalb es nicht geklappt hat. Sollte die Beziehung endgültig beendet sein, ist es dafür zu spät. Es macht keinen Sinn, in der Situation Aufarbeitung zu betreiben. Wenn die Trennung ausgesprochen ist, mit dem Zusatz: “lass uns etwas Zeit vergehen lassen und dann schauen wir“, kann man zu einem späteren Zeitpunkt darüber sprechen was sich verändern muss bzw. was schief gelaufen ist. Sollte ein Partner die Trennung als endgültig definieren und es ist sogar schon ein neuer Partner im Spiel, dann führt die Aufarbeitung an der Stelle nur zu größeren Konflikten und größerer Verletzung. Das verhindert dann vielleicht ein respektvolles Ende der Beziehung, was schade ist und der gemeinsamen Zeit nicht gerecht werden würde.

Die Opferrolle ist bequem. Aufmerksamkeit ist einem sicher, Zuneigung von allen Seiten und automatisch ist der andere der „Bösewicht“. Liebeskummer ist okay, gehört dazu und muss gelebt werden. Aber verpasse nicht den Absprung. Es ist fast bequem in dieser Position, sie bietet ein Generalargument, warum dies und jenes nicht geht, schlecht ist oder man nicht aus dem Bett kommt. Das ist für eine Phase auch ganz in Ordnung. Nicht selten manifestiert sich eine solche Situation und wird dann irgendwann zu einem psychischen, ernst zu nehmenden Zustand. Depressionen, Erschöpfung, Angstzustände können die Folge sein. Starte deshalb ab einem gewissen Punkt in ein „neues Leben“. Mach Dinge, die dir Spaß machen, entdecke vielleicht Neues, triff dich mit Freunden, geh unter Leute, buche eine Reise und verlasse deine Komfortzone.

Eine Sache, die du auch unbedingt vermeiden solltest, ist „lass uns Freunde bleiben“. Das geht nie gut. Bis jetzt wart ihr ein Liebespaar, in dem es um andere Dinge ging als in einer Freundschaft. Vor allem wenn du emotional noch im Liebesmodus bist, kannst du nicht einfach auf Freundschaft umschalten. Das wäre ein völlig falsches Signal. Eine Freundschaft zwischen Ex-Partnern kann, wenn überhaupt, dann funktionieren, wenn beide emotional abgeschlossen haben und die Trennung friedlich und respektvoll verlaufen ist. Aus meiner Erfahrung und meiner täglichen Arbeit weiß ich, dass das mit der Freundschaft eher nicht funktioniert.

Grundsätzlich denke ich, wenn ein Partner die Trennung möchte, schadet es nicht, einmal über alles zu reden und herauszufinden, was der Auslöser ist. Wenn es nicht offensichtlich ist. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass es ab einem gewissen Punkt nichts mehr zu besprechen gibt, außer das Hab und Gut aufzuteilen. Ein regelmäßiges Treffen, um vermeintlich alte Wunden zu schließen, zu verstehen und aufzuarbeiten, reißt mehr Löcher in die zwischenmenschliche Beziehung als nötig und führt zu keiner befriedigenden Lösung.

Im Folgenden möchte ich einige Punkte aufzählen, die eine Trennung zwar nicht schöner, aber erträglich und überwindbar machen.

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  • zuerst: sieh die Beziehung nicht als Versorgung oder Sicherheit
  • nimm dir Zeit zu verarbeiten und konzentriere dich auf dich selbst
  • lasse Traurigkeit zu
  • nimm das Ende als Neuanfang und entdecke neue Interessen und Hobbys
  • Erinnere dich an deine Stärken (was sagen deine Freunde über dich)
  • nimm Abstand zu deinem Ex Partner
  • trenne dich von Erinnerungsstücken und verbanne auch sonstiges, was dich zu sehr erinnert und schmerzt
  • geh unter Leute, hab Spaß und sei offen für alles was kommt
  • Rache ist kein guter Ratgeber, nutze die Energie lieber für dich und dein “neues“ Leben

Am Ende wird alles gut…

Dein Coach Nadja